Analyse der Gröpelinger Ergebnisse der Bundestagswahl

Beschei­de­ne 12 Pla­ka­te hat­ten wir auf­ge­hängt, 4 Wahl­stän­de gemacht, über 1.000 Fly­er ver­teilt. Jetzt war die Wahl und wir haben uns die Ergeb­nis­se angeschaut.

In Grö­pe­lin­gen hat sich der Trend der Abnah­me der Wahl­be­rech­tig­ten auch bei die­ser Wahl fort­ge­setzt. Ohne Gewähr sind hier fol­gen­de Daten für die Anzahl der Wahl­be­rech­tig­ten notiert:

Bun­des­tags­wahl 2013: 21.130

Bun­des­tags­wahl 2017: 19.770

Bun­des­tags­wahl 2021: 18.129

Bun­des­tags­wahl 2025: 17.565

Im Bre­mer Orts­teil­at­las wer­den für 2023 — also vor 2 Jah­ren als neu­es­te Daten­quel­le — 37.898 Ein­woh­ner ins­ge­samt auf­ge­führt, wovon 7.891 unter 18 Jah­ren waren und damit 30.007 über 18 Jah­ren verbleiben.

Somit kann man fest­hal­ten, das ca. 42 % der in Grö­pe­lin­gen leben­den Men­schen über 18 Jah­re nicht wahl­be­rech­tigt zur Bun­des­tags­wahl waren. Das ist ganz erheb­lich und hat sich 2025 ggü. 2021 noch­mals um 564 Men­schen ver­rin­gert. Die Wah­len ver­lie­ren inso­fern auch einen Teil ihrer Aus­sa­ge­kraft zum Stadt­teil, wenn so ein gro­ßer Teil der Bevöl­ke­rung nicht dar­an teil­neh­men darf.

 

 

Die Wahl­be­tei­li­gung lag bei 64,2 % gegen­über 55,93 % im Jahr 2021. Es dürf­te einer der höchs­ten bzw. die höchs­te Wahl­be­tei­li­gung sein die in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten über­haupt bei einer Wahl erreicht wur­de. Für die Men­schen war die­se Wahl offen­bar beson­ders wichtig.

Wir von Bünd­nis 90 / DIE GRÜNEN konn­ten 7 % Stim­men­an­teil bei den Zweit­stim­men errei­chen. 2021 waren es 11,27 %, 2017 6,32 %, 2013 7,4 %.

2013 erreich­te die SPD im Stadt­teil 45,2 — jetzt 28 %.

2013 erreich­te die CDU im Stadt­teil 21 % — jetzt 15,6 %.

2013 erreich­te Die Lin­ke 12,5 %, jetzt 16,8 %.

2013 erreich­te die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land 4,4 %, jetzt 20,3 %.

Auf die­ser län­ge­ren Zeit­ebe­ne betrach­tet hat­te die SPD 2013 5.309 Wäh­ler­stim­men — jetzt 3.120. Also ein Ver­lust von 41 % der Stim­men. Das ist schon dra­ma­tisch. Auch beim Stim­men­an­teil der CDU kann man nicht von einem Wahl­ge­win­ner schrei­ben. Sehr auf­fal­lend ist, das die CDU über die Jah­re ihre eins­ti­ge Stamm­wäh­ler­schaft in Oslebs­hau­sen — auch unmit­tel­bar am Wohn­ort des CDU Lan­des­vor­sit­zen­den — an die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land ver­lo­ren hat und die­se dort nun­mehr die zweit­stärks­te Kraft ist.

Die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land hat in ihre Bun­des­tags­frak­ti­on einen Mann auf­ge­nom­men, sie sich selbst als freund­li­ches Gesicht des Natio­nal­so­zia­lis­mus bezeich­net hat. Einen wei­te­ren Mann der mein­te, das es in der SS nicht nur schlech­te Men­schen gege­ben hat und wor­auf­hin ande­re Par­tei­en Euro­pas etwa in Frank­reich und Ita­li­en die Zusam­men­ar­beit in Euro­pa auf­ge­kün­digt haben. Was soll aus unse­rem schö­nen Deut­schen Vater­land wer­den bei sol­chen Gestal­ten, die ande­re Abge­ord­ne­te jagen wollen?

Nur durch qua­si Stamm­wäh­ler der Brief­wahl konn­te die SPD sich auch in Oslebs­hau­sen noch knapp vor der Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land als stärks­te Kraft hal­ten. SPD-Hoch­burg Grö­pe­lin­gen — das traf bei die­ser Wahl nicht mehr zu.

Die Kern­wäh­ler­schaft der Grü­nen im Lin­den­hof­vier­tel führ­te zum für uns höchs­ten Stim­men­an­teil von 13,8 % bei den Brief­wäh­lern Lin­den­hof. 8,2 % waren es in 441–02 — das ist um den hin­te­ren Pas­to­ren­weg, Moor­stra­ße etc. Den höchs­ten Stim­men­an­teil im Wahl­lo­kal konn­ten wir mit 10,8% im Bereich 442–02 errin­gen — das ist im Bereich Sel­sin­ger Stra­ße, Wil­sted­ter Stra­ße, Stu­cken­bors­te­ler Stra­ße. In 442–01 mit der Brom­ber­ger Stra­ße waren es hin­ge­gen nur 3,3 %. Dort erran­gen wir 2021 noch 7,2 und Die Lin­ke 8,9 % — Die Lin­ke hat sich dort auf 22,6 % fast ver­drei­facht! Aus unse­rer Sicht nicht so schön.

Ande­rer­seits ist es drin­gend not­wen­dig, das sich Men­schen auch in ärme­ren Lagen nicht von der Poli­tik abwen­den, son­dern dort erst recht ihre Stim­me abge­ben. Und das war bei die­ser Wahl zum ers­ten Mal über­haupt deut­lich sicht­bar. Bei kei­ner ande­ren Wahl in den letz­ten min­des­tens 25 Jah­ren zuvor gab es die­sen Effekt! Und Die Lin­ke hat ein Pro­gramm mit Din­gen wie dem Miet­preis­de­ckel, Rei­chen­steu­er, Betei­li­gung von Kapi­tal­erträ­gen an den Sozi­al­kos­ten etc., was auch zu den Pro­blem­la­gen der Men­schen pas­sen dürf­te. Die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land hin­ge­gen hat ein wirt­schaft­li­ches Unter­gangs­pro­gramm für Deutsch­land, ist bei der Steu­er­po­li­tik “FDP hoch zehn” und will im Sozi­al­be­reich radi­ka­le Kür­zun­gen vor­neh­men, was wie­der­um etwa zu der Lage der Durch­schnitts­men­schen in Oslebs­hau­sen oder den Men­schen in Woh­lers Eichen über­haupt nicht passt.

Eine ähn­li­che krass dia­men­tra­le Ent­wick­lung gab es im Wahl­be­reich 443–03 — das ist um die Ros­to­cker Stra­ße. Dort konn­ten wir 2021 10,24 und Die Lin­ke 8,66 % der Stim­men errei­chen. Jetzt waren es mit 5,9 % für die Grü­nen fast 50 % weni­ger — aber für Die Lin­ke mit 25,7 % fast 3 x soviel wie bei der Wahl 2021! Viel­leicht hat auch die Per­son Sahra Wagen­knecht Die Lin­ke jah­re­lang eher stark gescha­det als denn genützt? Wenn man die Antei­le für die BWS hin­zu­ad­diert, sind bei­de stär­ker als die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land, was wie­der­um ermu­ti­gend ist.

Wir wis­sen, das Grö­pe­lin­gen kein guter Stand­ort für Bünd­nis 90 / DIE GRÜNEN ist. War­um auch immer, denn wir waren in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten auf der Ebe­ne des Stadt­teil­bei­ra­tes ja ver­gleich­wei­se recht erfolg­reich aktiv und ver­tre­ten auf der Bun­des­ebe­ne auch einen sozia­len Ansatz. Mit den erreich­ten 7 % bewe­gen wir uns im Bereich der Kern­wäh­ler­schaft plus etwa dar­über. Je näher der Stadt­teil nach Wal­le kommt, des­to höher sind auch die Stim­men­an­tei­le — mit Aus­nah­me des (ehe­ma­li­gen) sozia­len Woh­nungs­baus Rich­tung Bahn­glei­se. Wel­che Wäh­le­rIn­nen wir im Bereich 442–02 haben, das ist uns aber lei­der unbe­kannt. Viel­leicht mel­det sich mal jemand bei uns aus die­sem Bereich (Alter Win­ter­weg, antei­lig Grö­pe­lin­ger Heer­stra­ße, In den Bar­ken, Lüb­ben­stra­ße, Otters­ber­ger Stra­ße, antei­lig See­wen­je­stra­ße, Sel­sin­ger Stra­ße, Sot­tru­mer Stra­ße, Stu­cken­bors­te­ler Stra­ße, Wil­sted­ter Stra­ße) bei uns? Dan­ke im voraus!

 

Nach der Wahl zeigt sich bereits in den ers­ten Tagen, wel­ches Schmie­ren­thea­ter vor allem die CSU und die CDU jah­re­lang auf­ge­führt haben. Sie haben stän­dig in unver­schäm­ter popu­lis­ti­scher Wei­se die gute Kri­sen­po­litk der rot-grün-gel­ben Regie­rung schlecht gere­det. Wir haben im Stadt­teil­bei­rat 2022 einen Beschluss zur Ein­rich­tung von Wär­me­stu­ben beschlos­sen!  Das wur­de nicht not­wen­dig — aber der Ent­zug rus­si­schen Gases war ein epo­cha­ler Ein­schnitt für Deutsch­land und die Meis­te­rung eine enor­me Kraft­an­stren­gung. Strom­preis­de­ckel, aus­ge­zahl­tes Kli­ma­geld, das Brin­gen des unsub­ven­tio­nier­ten Indus­trie­strom­prei­ses auf das Niveau des Jah­res 2017, wie­der kla­re Aus­bau­stra­te­gien mit Rekord­zu­bau an kli­ma­freund­li­chen Ener­gien, Deutsch­land­ti­cket, Min­dest­lohn­er­hö­hung … — es wur­de sehr viel geschafft. Aber die CDU/CSU hat­te nichts bes­ser zu tun als das Gebäu­de-ener­gie­ge­setz als “Hei­zungs­ham­mer” und “Habeck klaut mir die Gas­hei­zung” zu defa­mie­ren. Dabei hat die CDU/CSU selbst am 31.01.2025 den Über­gang der Berei­che Ver­kehr und Gebäu­de in den euro­päi­schen Emis­si­ons­han­del mit­be­schlos­sen! Ab 2027 kann es damit RICHTIG teu­er wer­den. 18 Cent pro Liter Preis­auf­schlag beim Tan­ken soll das Mini­mum sein — es wer­den aber auch 40 oder gar 70 Cent genannt. Ähn­lich beim Hei­zen mit Gas und Öl. Da soll­te jeder froh sein, wenn er mit hohen staat­li­chen Zuschüs­sen auf eine viel kos­ten­güns­ti­ge­re Heiz­form umrüs­ten kann. Man darf gespannt sein, was CDU/CSU bes­ser machen wollen.

Und die CDU/CSU hat völ­lig unver­ant­wort­lich jah­re­lang die “ille­ga­le Migra­ti­on” nach Deutsch­land als das Kern­pro­blem dar­ge­stellt. Dabei sind 2024 300.000 Men­schen in Deutsch­land mehr gestor­ben als gebo­ren wur­den. Der von Exper­ten pro­gnos­ti­zier­te Kol­laps im Ren­ten­sys­tem ist nur des­halb bis­her aus­ge­blie­ben, weil die Beschäf­ti­gung in Deutsch­land auf ein Rekord­hoch gestie­gen ist und die Bei­trags­ein­nah­men stark gestei­gert hat. Das war nur durch die Arbeits­auf­nah­me von Zuwan­de­rern mög­lich. Die Asyl-Zuwan­de­rung ist zudem 2024 sehr deut­lich zurück­ge­gan­gen. Die Zuwan­de­rung hin­ge­gen duch den Zuzug aus der Ukrai­ne nicht. Aber das hat­te die CDU/CSU gar nicht the­ma­ti­siert. Wenn man den Men­schen per­ma­nent jeden Tag vor­gau­kelt, das Zuwan­de­rung das gröss­te Pro­blem Deutsch­lands sei, dann darf man sich nicht wun­dern, das die­se Lügen­ge­bäu­de die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land aufbauen.

Man wird sehen, was in den nächs­ten Mona­ten und Jah­ren im Bereich Schul­den­brem­se, Ver­tei­di­gung, Migra­ti­on pas­sie­ren wird. An der Rea­li­tät kommt auch die CDU/CSU eben nicht vorbei.

Das gilt auch für die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land. In Ost­deutsch­land kom­men die star­ken Aus­wir­kun­gen der Ver­ren­tung der Baby­boo­mer-Gene­ra­ti­on viel stär­ker als in West­deutsch­land, da nach der Mau­er­öff­nung vie­le jun­ge Men­schen von Ost- nach West­deutsch­land umge­zo­gen sind. Von 2024 — 2034 sol­len fast 40 % der Arbeit­neh­mer in Thü­rin­gen aus der Arbeit aus­schei­den. In Tei­len Ost­deutsch­lands sol­len Kin­der­gär­ten bereits jetzt geschlos­sen wer­den. Wie sol­len dort Ein­kaufs­in­fra­struk­tur, Kran­ken­häu­ser, Pfle­ge­hei­me etc. betrie­ben wer­den kön­nen? In Grö­pe­lin­gen gibt es eine sehr gute Ein­kaufs­in­fra­struk­tur — eben weil der Stadt­teil durch Zuwan­de­rung wächst!Inso­fern gibt es die durch die kom­men­de Rea­li­tät begrün­de­te Hoff­nung, das auch die Apo­ka­lyp­se für Deutsch­land in den nächs­ten Jah­ren an der Rea­li­tät scheitert.

Trotz­dem sitzt der Schock nach der Wahl tief, das in Grö­pe­lin­gen und ins­be­son­de­re Oslebs­hau­sen sovie­le Men­schen ohne Nach­den­ken die­se eige­ne Apo­ka­lyp­se gewählt haben, wo sie doch durch­aus Alter­na­ti­ven wie Die Lin­ke, SPD und Grü­ne gehabt hät­ten, die sich um ihre Sor­gen küm­mern. Wel­che Aus­wir­kun­gen das Wahl­er­geb­nis für Bre­men hat, muss man abwar­ten. Auf jeden Fall kann man sagen, das spe­zi­ell die Bre­mer SPD wie­der näher bei den Wäh­le­rIn­nen sein muss. Aber das gilt auch für die Bre­mer Grü­nen. Mit so weni­gen Men­schen in Grö­pe­lin­gen die sich bei uns enga­gie­ren, kön­nen wir lei­der auf Lan­des­ebe­ne nur wenig bewegen. 🙁

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