Kürzungen bei den Mitteln für die Beschäftigungsförderung 24. November 201012. Dezember 2010 Zur Zeit gibt es viel Bestürzung um o.g. Kürzungen, die aber bereits seit längerer Zeit absehbar waren. Wir standen bei der letzten Bundestagswahl auch an unseren Ständen und die Menschen gingen abwinkend vorbei: “Die machen doch ‘eh alle das Gleiche”, “Parteien — alles Verbrecher — hör bloss auf” etc. Es ist aber nicht alles gleich und was in Berlin geschieht, hat auch Auswirkungen vor Ort, wie man eben jetzt bei der Kürzung der Bundesmittel für die Beschäftigungsförderung oder bei den Mitteln für die Städtebauförderung sieht. Aus Bundessicht gibt es Regionen mit nahezu Vollbeschäftigung und wenn das der Maßstab wird, fallen eben Regionen wie Bremen hinten runter. Deshalb ist eine hohe Wahlbeteiligung so wichtig. Auf der Internetseite der Bremer arbeit gmbH gibt es ausführliche Informationen zum Thema. Aktuell geht es um das Programm “geförderte Beschäftigung und soziale Stadtentwicklung in Bremen und Bremerhaven”, das aus europäischen ESF-Mitteln (Europäischer Sozialfonds) finanziert wird. Das ist für 2011- 2013 das Nachfolgeprogramm von “Bremen produktiv und integrativ” der Jahre 2008–2010. In diesem Programm zielt die Beschäftigung vorrangig nicht auf Basis von “1,20-Euro-Job”/InJobs/AGH-MAE (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung) ab, sondern auf Basis AGH‑E (Arbeitsgelegenheiten Entgeltvariante). D.h., es handelt sich um eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, bei der der Verdienst aber maximal wohl bei 1.100 Euro brutto liegt und damit weiter Aufstockungsbedarf besteht. Da bei dieser Variante im Gegensatz zum InJob aber auch der sonst weiter vom Bund bezahlte SGB-II-Satz aus dem Fördertopf bezahlt wird, können so deutlich weniger Arbeitsplätze entstehen, als wenn man InJob’s anbieten würde. Der “Verbund arbeitsmarktpolitischer Dienstleister in Bremen” (vadib) nennt ein Verhältnis 1 zu 3,5. Zielpersonen sind Menschen, die recht nahe am Arbeitsmarkt sind und keine in der Person liegende besondere Lebenslagen aufweisen. Durch Kürzung der ESF-Mittel (Stichwort EU-Erweiterung) ist es kleiner dimensioniert als im Förderzeitraum 2008–2010. Es können anstatt 690 Stellen wohl nur noch 562 sozialversicherungspflichtige Stellen finanziert werden (+jeweils 165 InJob’s). Diese Höhe soll intern auch bereits an die weiter anstehenden Kürzungen bei den Mittel des Bundes angepasst sein. Zur Zeit werden in den Regierungsparteien und in der Arbeitsbehörde die Auswirkungen auf die einzelnen Stadtteile überprüft. Am 16.12.2010 entscheidet die Deputation für Arbeit und Gesundheit über das Programm “geförderte Beschäftigung und soziale Stadtentwicklung in Bremen und Bremerhaven” — siehe bag aktuell im Link oben. Viel entscheidender ist aber, das die Bundesmittel im Jahr 2011 um ca. 24 % gekürzt werden, was ca. 22 Mio. Euro ausmacht. D.h., das viele Stellen nicht weiter gefördert werden können und aufgebaute Strukturen wegbrechen. Insgesamt sollen im Land Bremen im Jahr 2010 rund 174 Mio. Euro in der Arbeitsmarktförderung eingesetzt werden. Von der Bundesagentur für Arbeit kommen 62 Mio. Euro (Arbeitslosengeld I?), von der BAgIS/Jobcenter Bremerhaven 92 Mio. Euro Bundesmittel und vom Land Bremen 20 Mio. Euro aus ESF-Mitteln. Die anteiligen Mittel aus dem Bremer Landeshaushalt betragen demnach nur 11,5 %. Durch die Kürzungen der Bundesmittel wird die Neuvergabe von AGH-MAE-Stellen in 2011 deutlich eingeschränkt. Es soll angeblich etwa die Hälfte aller AGH-MAE-Stellen zur Disposition stehen. Die Situation ist schon verzwickt: Einerseits werden von Arbeitslosenverbänden die “Ein-Euro-Jobs” als “menschenunwürdig” etc. deklariert und es werden sozialversicherungspflichtige Jobs gefordert. Andererseits sehen sich viele darauf ausgerichtete Träger, die auf diesem Gebiet tätig sind, in ihrer Existenz bedroht und fordern vehement “Ein-Euro-Jobs”. Das äußert sich in gegensätzlichen Positonen des “Verbund arbeitsmarktpolitischer Dienstleister in Bremen (vadib)” und des“BremerErwerbslosen Verbands (BEV). Vor dem Hintergrund der Schuldenbremse ist eine Ausgabenerhöhung grundsätzlich nur möglich, wenn an anderer Stelle dieser Betrag eingespart wird. Das ist realistisch betrachtet nicht zu erwarten. Unsere Bürgerschaftsfraktion hat einen Brief an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales verfasst, die Kürzungen nicht zu vollziehen. Regionale Unterschiede (hohe Arbeitslosigkeit z.B. in Bremen oder Teilen Ostdeutschlands, nahezu Vollbschäftigung z.B. im Südwesten Deutschlands) müssen berücksichtigt werden. Unserer Stadtteilgruppe ist in die aktuelle Diskussion hinter den Kulissen involviert. teilen teilen E‑Mail RSS-feed teilen teilen